#34C3

Ich war dann mal auf dem 34. Chaos Communication Congress, auch 34C3 genannt.

Wie kams dazu? Nun, eigentlich ist es ja nicht ‚meine‘ Veranstaltung, da ich ja weder Programmierer noch Hardware-Nerd noch Netzaktivist bin. Andererseits interessiere ich mich für Dinge, die um mich herum passieren. So war ich 2017 auch auf der re:publica (auch zum ersten Mal) und auf verschiedenen Barcamps (Rhein/Main, Ruhr, Köln). Für die nächste re:publica und das bcruhr11 bin ich schon wieder angemeldet.

Also … wie kams? Anfang des Jahres hatten sich einige Leute aus meinem Bekanntenkreis drüber unterhalten, dass sie dieses Jahr zum CCC-Kongress fahren. Dachte ich so „Joa, da könntest du dich ja mal dranhängen.  Kann ja nix schaden. 3 Tage Leipzig. Wenns nix is, kannste ja immer noch Sightseeing und Shopping machen.“ Also Hotel gebucht. Die Tickets gabs dann Ende Oktober. Glücklicherweise waren meine Mitfahrer (also eigentlich war ich ja der Mitfahrer) so freundlich., für mich ein Ticket zu schießen.

(An dieser Stelle ein Einschub: Da ich mir noch nicht sicher bin, wie persönlich dieser Blog werden soll, verzichte ich erst einmal auf Namen und schreiben eher etwas anonymisiert. Leute, die mich kennen, wissen wahrscheinlich sowieso, mit wem ich unterwegs war.)

Also wir sind also am 27. mit der Bahn hin und am 30. wieder zurückgefahren. Also 3 Übernachtungen, 2 ganze und 2 halbe Tage auf dem Kongress. Reicht fürs Erste auch.

Wer noch nicht auf einem CCC war … es gibt Vorträge, die hier Talks genannt werden und die sogenannte Assembly Hall, in der sehr viele Leute irgendwas machen. Dazu später mehr.

Aber eins nach dem anderen …

Überrascht hat mich, dass die Talks erst um 1130 Uhr morgens – also wenn der Tag schon halb rum ist – losgehen, dann aber auch nach 0000 Uhr nochTalks angeboten werden. Nerds und Hacker halt …

Die Talks sind teils technisch, teils eher netzpolitisch und manchmal auch beides.

Was hab ich mir angeguckt? Den netzpolitischen Wetterbericht von Markus Beckedahl, den ollen Ströbele über seine Arbeit im NSA-BND-Unterschungsausschuss, die QualityLand-Lesung von Marc-Uwe Kling, Social Bots, Fake News und Filterblasen von Michael Kreil, einen Vortrag über Beeinflussung durch KI, einen Vortrag über das Internet of Fails (actually), den Vortrag über die Snowden Refugees mit Live-Zuschaltung von Edward Snowden, 2 Vorträge über CryptoCurrencies und die Blockchain, einen über OpenStreetMap, Neues vom Zentrum über Politische Schönheit (ZPS), den PC-Wahl-Hack und noch einiges mehr.

Das Highlight der von mir besuchten Sessions war auf jeden Fall Methodisch inkorrekt – Die Wissenschaftsgala vom 34C3.

Achja … die meisten Talks werden gestreamt und auch aufgezeichnet, so dass man die auch später (beispielsweise im Hotel, auf der Zugfart nach Hause oder auch zuhause) angucken kann. Hab ich dann teilweise auch gemacht. Hacker-Jeopardy hab ich mich im Hotel angeschaut und gestern und heute auch einige Vorträge auf meinem Fernseher (via Web-Browser auf dem amazon-Fire).

(Die aufgezeichneten Talks findet man unter media.ccc.de/34c3/)

Nachgeschaut hab ich die Relativitätstheorie für blutige Anfänger, 0en und 1en auf dem Acker, Ladeinfrastruktur für Elektroautos und die Eröffnungs- und Schlussveranstaltung.

Wie man sieht, also sehr vielfältig.  Falls ich nochmal hinfahren sollte, würde ich  – glaube ich – weniger Vorträge in den größeren Hallen besuchen. Erstens weil man die, wie gesagt, auch nachgucken kann und zweitens, weil sie doch teilweise nicht so interessant waren, wie erwartet. Zuhause stoppt man einfach die Aufzeichnung und gut ist.

Ich würde wohl mehr Zeit in der Assembly-Hall verbringen. Einmal weils da soviel zu gucken und zu staunen und zu machen gibt und einmal weil da eher Nischenthemen auf kleineren Bühnen behandelt werden, die es nicht in die großen Hallen schaffen und daher auch nicht nachzuschauen gibt.

Also die Assembly-Hall hat mich ja schwer geflasht. Eine Halle, die eher spärlich beleuchtet, also eher dunkel ist ist und die eher an eine große LAN-Party erinnert. Überall sitzen Leute vor ihren Laptops inmitten von elektronischen Bauteilen und machen irgend was. Überall leuchtet und blinkt irgendwas und es ist recht laut. Sah teilweise sehr anarchisch aus.

Es gibt Lötstationen, an denen man was basteln kann, es gibt Tische mit Werkzeug zum gleichen Zweck und ab und zu fährt auch mal eine Mate-Kisten oder ein Sessel auf Rädern rum.  Und Roller, von denen ich dachte, dass die schon längst out, hier aber meist elektrisch angetrieben sind. Auf den ersten Blick sehr nerdig, auf den zweiten Blick aber auch für den technischen Laien interessant.

Was mich ebenfalls sehr beeindruckt hat, ist der Umstand, dass die Leute alle sehr nett, aufmerksam und freundlich waren. Also ich hab nirgends ein böses Wort gehört oder gesehen, dass jemand Stress gemacht hätte. Und das bei 15000 Leuten bzw. Lebensformen.

The Chaos Computer Club is a galactic organization that welcomes all lifeforms.

Ja, die Leute … Teilweise sehr skurril und für jemanden aus einer Kleinstadt nicht so ganz zu verstehen. Also beispielsweise ein Mensch(?) an der Garderobe, der einen offenbar selbstgehäkelten Vollbart aus Wolle im Gesicht hatte. Oder der Typ, der auf der Rückfahrt von Tag 3 in der Tram die ganze Zeit eine Gasmaske aufhatte. Oder die Leute mit der 10-fach-Steckdose am Rucksack. Oder, oder, oder …

Und überall Mate. Verstehe ja nicht, wie man Geschmack oder Gefallen an dieser Plörre finden kann. Aber jeder wie er will. Ok, dieses Tschunk war nicht übel.

Einen Negativpunkt hab ich dann aber doch noch …

Man kann durchaus den Eindruck gewinnen, dass einige/viele/die meisten Leute auf dem CCC doch sehr von sich überzeugt sind und teilweise eher arrogant erscheinen. Also nicht gegenüber den anderen Leuten auf dem Congress sondern eher den Leuten da draußen – im Real Liefe. In manchen Vorträgen kam das meines Erachtens sehr deutlich rüber. Beispielsweise in dem PC-Wahl-Hack-Talk.

Außerdem glaube ich, dass die eigene Relevanz für das Gesamtsystem ((Bevölkerung der) Bundesrepublik Deutschland) sehr überschätzt wird. Den Eindruck hatte ich auf der re:publica allerdings auch. 95% der Bevölkerung interessiert es einen Scheiß, was hier geredet und gemacht wird. Und noch weniger haben überhaupt mitbekommen, dass es den 34C3 überhaupt gab. Auch wenn solche Veranstaltungen wichtig sind – die Leute da draußen wollen doch nur dass ihr Internet und Netflix funktionieren. NSA,  Kameraüberwachung und Sicherheitslücken in irgendeiner Wahl-Software interessieren da nur am Rande.

Muss das jetzt erstmal sacken lassen. 35C3? Mal sehen …

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